Im Gespräch mit den Autor:innen
Wir freuen uns, Ihnen heute ein spannendes und aktuelles Buch vorstellen zu dürfen: „Krisendeutungen. Die aktuelle Mediendebatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ von Prof. Dr. Bertram Scheufele, Arietta Jost und Dr. Klaus Spachmann.
In Zeiten von zunehmenden Diskussionen und kontroversen Debatten rund um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung und zur differenzierten Auseinandersetzung mit diesem hochrelevanten Thema. Tauchen Sie mithilfe unseres Autoreninterviews ein in die Analyse typischer Krisendeutungen und erfahren Sie, welche verschiedenen Perspektiven in der aktuellen Mediendebatte präsent sind.
Im Mai erschien Ihr Buch „Krisendeutungen. Die aktuelle Mediendebatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“. Steckt der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Krise?
„Medienberichte und User-Kommentare im Sommer letzten Jahres mögen diesen Eindruck vermittelt haben. Wir sind aber wissenschaftlich an das Thema herangegangen und haben den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erst einmal ganz nüchtern als Untersuchungsgegenstand verstanden. Dabei interessierte uns nicht das Krisenmanagement des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder dessen interne Krisenkommunikation. Wir wollten wissen, welche typischen Krisendeutungen in der aktuellen Mediendebatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk präsent sind. Die Frage, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einer Krise steckt, beantworten wir also gar nicht selbst. Stattdessen haben wir untersucht, welche Antworten auf diese Frage in der aktuellen Mediendebatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk typischerweise präsent sind. Und da gibt es ganz unterschiedliche Antworten.“
Sie sprechen von Krisendeutungen, was ist damit gemeint?
„Das lässt sich am einfachsten an Beispielen erklären: Eine der Krisendeutungen geht von einer Legitimationskrise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus, eine andere Krisendeutung von einer Reformkrise. Wir konnten auch unterschiedliche Deutungspfade ausmachen. Wer z. B. die Deutung einer Legitimationskrise vertritt, der betont, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk an Akzeptanz und Glaubwürdigkeit einbüße. Wer den ersten Pfad dieser Krisendeutung beschreitet, sieht den Grund dafür in ‚links-grünen‘ Botschaften des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Wer den zweiten Deutungspfad beschreitet, ist dagegen der Ansicht, der öffentlich-rechtliche Rundfunk büße deswegen an Legitimität ein, weil sein Programm zu wenig auf Information und zu stark auf Unterhaltung setze. Krisendeutungen in der Mediendebatte können relevante Diskussionspunkte ins Bewusstsein bringen, aber auch mit Verkürzungen – etwa mit einer sehr engen Auslegung des eigentlichen Grundversorgungsauftrags – einhergehen.“
Wem bringt das Buch etwas? Wer sollte unbedingt reinschauen?
„Wem das Buch etwas bringt, liegt nicht in unserer Hand. Aber wer sich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk interessiert, darf gerne reinschauen – egal, ob man wissenschaftlich oder journalistisch arbeitet, ob man medienpolitisch aktiv oder ein interessierter Laie ist. Das Buch systematisiert auch die Zugänge zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Da gibt es nämlich ganz unterschiedliche Perspektiven, in die wir übrigens die typischen Krisendeutungen einbetten, die wir in der Mediendebatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausmachen konnten. Wer diskursanalytisch arbeitet, den könnte vielleicht unser methodisches Vorgehen interessieren.“