Der Nomos Verlag trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst-Joachim Mestmäcker, der am 22. April 2024 im Alter von 97 Jahren in Hamburg verstorben ist.
Er war ein herausragender Gelehrter im Bereich des deutschen und europäischen Wirtschaftsrechts. Vor allem die Entwicklung des Kartellrechts hat Prof. Mestmäcker über Jahrzehnte geprägt und wissenschaftlich begleitet. Er wirkte als Hochschullehrer in Saarbrücken, Münster, Bielefeld und schließlich Hamburg, wo er seit 1979 das Amt eines Direktors am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht bekleidete. Besonders am Herzen lag ihm die Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses. In etwa die Hälfte der an deutschsprachigen Universitäten lehrenden Wettbewerbsrechtler gehört zu seinen Schülern oder Enkelschülern. Bis ins hohe Alter ließ Prof. Mestmäcker es sich nicht nehmen, an den von seinen Schülern in jährlichem Wechsel zu seinen Ehren veranstalteten Symposien in der Art eines Meisterkurses den Vorträgen der Enkelschülergeneration zu folgen, sie zu kommentieren und weiterführende Anregungen zu geben. Nicht zu unterschätzen ist auch sein Einfluss auf die Praxis des Wirtschaftsrechts. Hervorgehoben seien seine Funktionen als Mitglied und Vorsitzender zahlreicher wichtiger Gremien wie des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, der Monopolkommission oder der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienwesen sowie als Sonderberater der EWG-Kommission für Wettbewerbspolitik und Rechtsangleichung.
Die von Ernst-Joachim Mestmäcker begründete Reihe „Wirtschaftsrecht und Wirtschaftspolitik“ gehört zu den traditionsreichsten rechtswissenschaftlichen Schriftenreihen. Seit dem Jahr 1974 erscheint diese Schriftenreihe bei Nomos. Das in der „Gelben Reihe“ aus verschiedener Perspektive, häufig am Beispiel des Wettbewerbsrechts, betrachtete Zusammenspiel von Ökonomie und Recht spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Reihenherausgeber wider: Mestmäcker hatte bei Gründung der Reihe im Jahr 1967 zunächst nicht nur den Rechtswissenschaftler und späteren Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf, sondern zudem Erich Hoppmann, den Nachfolger August von Hayeks auf dem Freiburger Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, als Mitherausgeber gewonnen. Zwischenzeitlich verantworten die Mestmäcker-Schülerin Heike Schweitzer und sein Enkelschüler Florian Bien sowie der Wettbewerbsökonom Ulrich Schwalbe die Reihe. Nicht wenige der prominenten habilitierten Schülerinnen und Schüler des Verstorbenen haben in der Reihe ihre Qualifikationsschriften, weitere Monografien oder Sammelbände veröffentlicht, darunter Peter Behrens, Reinhard Ellger, Volker Emmerich, Christoph Engel, Ulrich Immenga, Eckard Koch, Wernhard Möschel, Dieter Reuter, Heike Schweitzer und Winfried Veelken. Ebenfalls vertreten ist die Generation der Enkelschüler von Ernst-Joachim Mestmäcker, etwa Stefan Bechtold, Florian Bien, Andreas Fuchs, Joachim Jickeli, Wolfgang Oehler, Peter-Christian Müller-Graff, Hans-Peter Schwintowski, Florian Wagner-von Papp, Daniel Zimmer.
Auch durch zahlreiche weitere Publikationen war Prof. Mestmäcker unserem Verlag eng verbunden: Bei Nomos veröffentlichte er Sammelbände mit wichtigen Aufsätzen. Die beiden zentralen Festschriften zum 70. und 80. Geburtstag sind genauso wie der Symposiumsband anlässlich seines 90. Geburtstages in unserem Verlag erschienen.
Wir nehmen Abschied von einem bedeutenden Juristen und blicken dankbar auf die lange Zusammenarbeit.