Der Nomos Verlag trauert um Dieter Rössner
Am 16. April verstarb Professor Dr. Dieter Rössner. Er wurde 79 Jahre alt.
Dieter Rössner war einer der prägenden Strafrechtswissenschaftler der letzten Jahrzehnte. Seine kriminologischen Arbeiten, insbesondere zum Täter-Opferausgleich, zur Gewaltforschung und zur empirisch orientierten Kriminalprävention, haben auch die strafrechtliche Praxis nachhaltig beeinflusst. Die Themen Opferschutz, Sanktionen, Strafprozessrecht und insbesondere das Jugendstraf- und Jugendvollzugsrecht ziehen sich daneben wie ein roter Faden durch sein Werk und Handeln, das ihn u.a. an die Universitäten Göttingen, Halle und Marburg führte. In Marburg begründete er die Forschungsstelle für Sportrecht mit – ein Themengebiet, das sein Engagement für einen verfahrensgeleiteten „sauberen“ Sport widerspiegelt.
Im Verlag lernten wir Dieter Rössner vor nunmehr fast 30 Jahren, in Halle, kennen. Hier, wie an jeder seiner beruflichen Stationen, leistete er Aufbauarbeit, vermittelte zwischen Interessengruppen, schlichtete Konflikte, baute Neues auf und übernahm Verantwortung. Wir wollten bei Nomos ein engagiertes strafrechtliches Programm aufbauen, waren davon überzeugt, dass empirische Erkenntnisse in der praktischen Rechtsanwendung nicht fehl am Platz sind. So entstanden mit ihm – und in Zusammenarbeit mit anderen – die Kommentare zum Gesamten Strafrecht, zum JGG und zum Anti-Doping-Gesetz.
Mit Dieter Rössner zusammenzuarbeiten, war eine Freude. Er vermittelte in jeder Minute das Gefühl, dass es auch in schwierigen Situationen eine Lösung gibt, dass ein zugewandter Austausch mehr taugt als marktschreierisches Auftreten in der Wahrnehmung vermeintlicher Stärke. Er hat bei Kontroversen versöhnt, hing dabei aber kein Fähnlein in den Wind – ein Vorbild: fortiter in re, suaviter in modo.
Und wenn er sich, nach einer Tagung, mit seinem Mountainbike noch „auf eine Runde“ verabschiedete, ohne mit dieser Lebensenergie zu prahlen, ahnte man etwas von seinem Lebensglück. Dieses schenkte er denen, die das Privileg hatten, auf ihn zu treffen.
Er selbst fand sein Glück auch immer in seiner Tübinger Heimat, bei seinen Lieben. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, den drei Töchtern und Enkelkindern, bei seiner Familie und seinen Freunden. Uns allen bleibt der Titel der ihm zum 70.Geburtstag gewidmeten Festschrift als Sinnbild: „Über allem: Menschlichkeit“.