„Voluntaris“-Sonderband: Wandel durch und im Engagement?
Empirische Erkenntnisse zu Digitalisierung, (Un-)Gleichheiten, Unterstützungsstrukturen
Frist für Abstracts: 30. März 2023 | Frist für angenommene Beiträge: 31. August 2023
Voluntaris ist eine wissenschaftlich orientierte Zeitschrift für den Bereich Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Für einen Sonderband zum Thema „Wandel durch und im Engagement? Empirische Erkenntnisse zu Digitalisierung, (Un-)Gleichheiten, Unterstützungsstrukturen“ sind interessierte Autor*innen eingeladen, Abstracts für wissenschaftliche Aufsätze einzureichen.
Der Sonderband wird in Kooperation mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) herausgegeben und erscheint Anfang 2024 online und open access. Die durch die Forschungsförderung der DSEE im Jahr 2022/23 unterstützten Forschungsprojekte sind insbesondere, aber keinesfalls ausschließlich, zur Beteiligung an dem Sonderband eingeladen. Der Call for Papers steht ausdrücklich allen wissenschaftlich arbeitenden Personen und Institutionen offen.
Zusammenfassung und Fokus
Der Sonderband zielt darauf ab, die Bedeutung von sozialem Wandel für zivilgesellschaftliches Engagement und die Bedeutung von zivilgesellschaftlichem Engagement als gestaltende oder sogar transformierende Kraft auf der Basis von aktueller empirischer Forschung zu erörtern. Dabei stehen drei Themenfelder im Fokus, an denen sozialer Wandel exemplarisch erkundet werden soll: (a) Digitalisierung und Engagement, (b) Ungleichheiten im Engagement und (c) engagementfördernde Organisationen und Strukturen. Auf der Basis der empirischen Auseinandersetzungen soll auch diskutiert werden, ob und in welcher Hinsicht der Wandel als grundlegende Transformation verstanden werden kann.
Forschungsinteresse
Zivilgesellschaftliches Engagement ist zurzeit ebenso von vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungen betroffen, wie es gleichzeitig an ihnen beteiligt ist. Die fortschreitende Digitalisierung, der demografische Wandel, die sich verstärkende Singularisierung und Polarisierung in der Gesellschaft oder die Klimakrise sind nur einige Beispiele für Entwicklungen, die das gesellschaftliche Zusammenleben und damit auch das zivilgesellschaftliche Engagement beeinflussen und verändern. Engagierte und zivilgesellschaftliche Organisationen sind dem Wandel aber nicht nur ausgesetzt und müssen auf ihn reagieren, sie gestalten ihn auch aktiv mit, treiben ihn voran oder nehmen Prozesse des Wandels vorweg. Sie können sogar zu bedeutenden Treibern des Wandels werden, wenn sie innere Konflikte und Widersprüche von Gesellschaften anzeigen und unkonventionelle Formen gemeinschaftlichen Handelns entwickeln – sei es innovativer Entwurf oder als bewusster Protest (vgl. Strachwitz et al. 2020: 68f.).
Im Themenfeld Digitalisierung erläutert der Dritte Engagementbericht (Deutscher Bundestag 2019) die vielfältigen Auswirkungen der Digitalisierung auf das Engagement, z. B. auf Formen und Organisation des Engagements (vgl. Milanovic et al. 2023; Klein et al. 2018). Gleichzeitig zeigt der Bericht, wie z. B. durch die Entwicklung und Nutzung von Civic Tech die Digitalisierung selbst zum Gegenstand von Engagement wird. Im Themenfeld Ungleichheiten ist auf der einen Seite vielfach belegt, wie sich gesellschaftliche Ausschlüsse im Engagement niederschlagen (z. B. Gille/Jepkens 2022; Kleiner 2022). Auf der anderen Seite sind es aber gerade auch zivilgesellschaftliche Organisationen, die am Abbau von Ausschlüssen mitwirken, wie z. B. die Migrantenselbstorganisationen oder die Engagierten in der Geflüchtetenhilfe belegen (BPB o. J.). Engagementfördernde Organisationen und Strukturen, das dritte Feld, müssen zum einen z. B. mit eben jener Digitalisierung, dem Abbau von Barrieren oder dem flexibleren und zeitlich geringeren Engagement umgehen (Kelle/Simonson 2022; Simonson et al. 2019). Zum anderen zeigen sich aber auch hier deutliche Veränderungen und gewinnen z. B. genossenschaftliche Organisationsformen neue Bedeutung (Schubert 2022). Welche Veränderungen – ob von äußeren Rahmenbedingungen oder selbst initiiert – müssen engagementfördernde Organisationen und Strukturen auch anstoßen, um auf den Wandel zu reagieren oder ihn aktiv zu gestalten (vgl. Hummel et al. 2022)?
Neben den Formen der Veränderung und der Rolle, die das Engagement dabei spielt, stellt sich auch die Frage nach der Qualität des Wandels: Weisen zumindest einige der Wandlungsprozesse sogar auf Veränderungen grundlegender gesellschaftlicher Figurationen und Ordnungen hin? Sind sie ein Indikator für Transformationen, in denen bestehende soziale Strukturen in Frage gestellt werden (vgl. Kollmorgen et al. 2015), die diskontinuierlich verlaufen und in denen sich auch die Individuen in ihren Selbst- und Weltentwürfen neu konstituieren (vgl. Koller 2018)?
Aufbauend auf diesem Ausgangsverständnis will der geplante Sonderband zu „Wandel durch und im Engagement?“ die mit dem zivilgesellschaftlichen Engagement verbundenen Prozesse gesellschaftlicher Veränderung in dreifacher Hinsicht in den Blick nehmen:
- Wie bilden sich verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen im zivilgesellschaftlichen Engagement ab? Wie gehen Organisationen und Strukturen der Engagegementförderung damit um und wie reagieren sie darauf konkret?
- Gestaltet zivilgesellschaftliches Engagement gesellschaftlichen Wandel mit, antizipiert sie, nimmt aktiv Einfluss und wird Treiber des Wandels? Wenn ja, wie vollzieht sich dieses Gestalten?
- Zeigen sich in den erfassten und vorangetriebenen Veränderungen sogar grundlegende Prozesse des Wandels von Gesellschaft, die als Transformation beschrieben werden können? Und wenn ja, wie kann diese Transformation genauer beschrieben werden?
Zur Untersuchung dieser Fragen fokussiert der Sonderband auf drei Themenfelder:
- Digitalisierung und Digitalität im Engagement: Wie beeinflusst die Digitalisierung das zivilgesellschaftliche Engagement? Wie wird der digitale Wandel durch Engagement mitgestaltet? Sind mit der Digitalisierung grundlegende Veränderungen verbunden und wenn ja, wie zeigen sie sich?
- Gesellschaftliche Ungleichheiten und gesellschaftliche Partizipation durch und im Engagement: Inwiefern wirken gesellschaftliche Ungleichheiten im Engagement und wie verstärken gesellschaftliche Veränderungen (z.B. der demografische Wandel) Prozesse der Ausschließung im Engagement? Inwieweit kann Engagement gesellschaftlichen Ungleichheiten entgegenwirken und gesellschaftliche Teilhabe verbessern? Wie trägt Engagement dazu bei, grundlegende gesellschaftliche Veränderungen mitzugestalten?
- Strukturen der Engagementförderung: Wie reagieren engagementfördernde Organisationen und Strukturen auf Wandlungsprozesse? Wie tragen sie selbst zum Wandel bei? Zeigt sich in Institutionen der Engagementförderung auch grundsätzlicher Wandel, drücken sich in ihnen Transformationsprozesse aus?
Zu allen drei Themenfeldern hat die DSEE in der Förderperiode 2022/23 Forschungsprojekte gefördert. Diese Projekte sind insbesondere, aber keinesfalls ausschließlich, dazu aufgefordert, sich auf diesen Call zu
bewerben und ihre Untersuchungsgegenstände, ihr Vorgehen und ihre zentralen Erkenntnisse mit Blick auf die Wirkung von und den Einfluss auf Prozesse gesellschaftlichen Wandels auszuwerten.
Kriterien und Fristen
Einreichungen können auf Deutsch oder Englisch erfolgen. Jeder Abstract sollte nicht mehr als 500 Wörter enthalten und Folgendes behandeln: Hintergrund des vorgeschlagenen Beitrages, theoretische und/oder empirische Grundlage, Hauptdiskussionspunkte und Schlussfolgerung. Einsendeschluss für die Abstracts ist der 30. März 2023. Die Rückmeldung erfolgt innerhalb von höchstens zwei Wochen. Die Frist für die Einreichung der finalen Beiträge ist der 31. August 2023. Die Aufsätze können eine Länge von bis zu 30.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Literaturverzeichnisumfassen. Die Autor:innen sind für die Einreichung von korrekturgelesenen Artikeln verantwortlich. Die Richtlinien von Voluntaris sind unbedingt zu beachten. Diese können hier abgerufen werden.
Alle final eingereichten Beiträge durchlaufen ein blind-peer-review Verfahren. Nach Annahme des Abstracts wird eine Veröffentlichung unbedingt angestrebt, sofern die Standards guter wissenschaftlicher Praxis eingehalten werden, der Beitrag auf dem zuvor angenommenen Abstract basiert, die Rückmeldungen der Gutachter:innen beachtet und die Richtlinien von Voluntaris eingehalten werden. Alle Beiträge – ob durch die DSEE gefördert oder nicht – werden dabei gleichbehandelt. Im Oktober/November 2023 sollten Autor:innen für Rückmeldungen und ggf. Überarbeitungen und Korrekturschleifen erreichbar und verfügbar sein.
Abstracts bitte an: redaktion@voluntaris.de.