The authors of the new book “Digitale Medienökonomie” Prof. Dr Klaus-Dieter Altmeppen, Dr Pamela Nölleke-Przybylski, Korbinian Klinghardt and Anna Zimmermann discuss three provocative theses
Die Digitalisierung bedroht die kulturelle Integrität von Medienprodukten
Die kulturelle Integrität von Medienprodukten ist nicht per se bedroht, nur weil Medienprodukte jetzt eine digitale Form haben oder in einem digitalen Kontext vertrieben oder dargestellt werden. Sie nehmen ganz neue Formen an – und das erweitert die Palette der Darstellungsweise im positiven Sinne. Sie werden anders finanziert – die Finanzierung wird angesichts der Logik der Internetökonomie aber auch komplexer: Kulturelle Besonderheiten sind aufwendig und damit teuer herzustellen und zugleich oft nicht massentauglich und skalierbar, während der digitale Raum mit der Möglichkeit grenzenlosen Vertriebs lockt. Das Gleiche möglichst breit zu vertreiben, lohnt am meisten. Der kulturelle Wert von Medienprodukten ist aber durch die Digitalisierung nicht weg. Sie verfügen in jeglicher Form erst einmal über einen kulturellen Wert. Natürlich gibt es aber unterschiedliche Formen von Medienprodukten, an die unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe angelegt werden. Journalistische Produkte haben z.B. eine andere gesellschaftliche Funktion als Unterhaltungsprodukte. Unter anderem weil im Digitalen jede und jeder Nachrichten, Videos usw. veröffentlichen kann, wird es sicherlich schwieriger zwischen Journalismus und Unterhaltung zu unterscheiden und daher zu bewerten, ob diese kulturelle Funktion und damit auch die kulturelle Integrität von Medienprodukten irgendwie konterkariert wird. Ist dieser Text Journalismus? Steckt hinter diesem Feature ein Unternehmen? Auf dieser Ebene wird es unübersichtlicher.
Die Dominanz großer Plattformen gefährdet die Vielfalt und Unabhängigkeit der Medienlandschaft
Natürlich steht eine Dominanz von Plattformunternehmen wie Meta für eine Form der Monopolisierung. Und Monopolisierung ist natürlich das Gegenstück zu Vielfalt und bedroht damit die Vielfalt der Medienunternehmen und auch ihre Unabhängigkeit, die ja durch finanzielle Unabhängigkeit gespeist wird. Wenn bestimmte Player auf einem Markt besonders viel Macht haben – auf dem Nutzungsmarkt genauso wie auf dem Werbemarkt – dann ist es für andere Marktteilnehmer schwierig, sich dort zu behaupten. Es muss mit Regulierung eingegriffen werden, damit gleiche Regeln gelten und Medienunternehmen finanziell überleben können.
Die Anpassungsfähigkeit des Medienmanagements entscheidet über den Erfolg in der digitalen Transformation
Digitale Transformation ist, wie der Begriff es ja selbst schon sagt, etwas Dynamisches. Es ist nichts, auf das man sich einmal mit einem Plan einstellt, den man dann durchzieht. Viele Entwicklungen und ihre Dynamik sind gar nicht absehbar – man nehme nur mal das Beispiel Künstliche Intelligenz, wo aktuell mit ChatGPT ein starker Schub sichtbar ist. Daher muss das Medienmanagement in seinen Entscheidungen flexibel bleiben. Das gilt genauso für das Redaktionsmanagement und für den Austausch zwischen Redaktions- und Medienmanagement. Wenn eine Redaktion Produkte oder Prozesse innovativ aufsetzt wird beispielsweise noch zu wenig dafür gesorgt, dass auch andere Abteilungen oder Redaktionen davon lernen und es im Unternehmen nachhallt. Digitale Transformation im Medienunternehmen kann nicht starr von oben entschieden werden.