Nachruf auf Prof. Dr. Dres. h.c. Jürgen Schwarze

05.06.2024

Nachruf auf Prof. Dr. Dres. h.c. Jürgen Schwarze

Der Nomos Verlag trauert um Prof. Dr. Dres. h.c. Jürgen Schwarze

Jürgen Schwarze (* 1944) war über Jahrzehnte einer der führenden Vertreter des Europarechts nicht nur im deutschen Sprachraum. In diese Rolle war er schon in seiner Zeit als Mitarbeiter und dann als Habilitand von Werner von Simson an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg hinein gewachsen. Von Simson prägte Jürgen Schwarzes Begeisterung für das Projekt der Europäischen Integration und brachte ihn in Kontakt unter anderem mit Walter Hallstein und Hans von der Groeben, den beiden ersten deutschen Mitgliedern der Europäischen Kommission, die diesen Integrationsprozess maßgeblich geprägt hatten – und auch Schwarzes Blick auf das Europarecht. Nach Stationen als Professor an den Universitäten Bochum und Hamburg sowie am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz folgte Jürgen Schwarze schlussendlich seinem akademischen Lehrer auf den Lehrstuhl für deutsches und ausländisches öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht nach.

Bereits in seiner Assistentenzeit hatte Jürgen Schwarze mit dem Aufbau eines internationalen und Fachgebietsgrenzen überschreitenden Netzwerkes der Europawissenschaft begonnen, das sich im Laufe der Zeit immer weitere verdichtete und vertiefte. Sichtbar wurde die profunde und dabei doch ganz eigenständige Bedeutung Jürgen Schwarzes für die Entwicklung des Europarechts unter anderem in den Beiträgen zu der Festschrift „Verfassung und Verwaltung in Europa“, die ihm zu seinem 70. Geburtstag gewidmet wurde.

Als langjähriger Vorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Europarecht und Mitglied des Vorstandes der FIDE (Fédération Internationale pour le droit européen), deren Präsident er zeitweilig ebenso war, wie Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Rechtsvergleichung, war Jürgen Schwarze auch international eine der bedeutendsten deutschen Stimmen im Europarecht und der Rechtsvergleichung. Seine Forschungsschwerpunkte spiegeln sich in den zahlreichen Werken, die mit seiner Beteiligung über Jahrzehnte auch und vor allem im Nomos Verlag erschienen sind. Zu erwähnen sind hier unter anderem:

  • der von Jürgen Schwarze begründete und über mehrere Auflagen herausgegebene Kommentar zum Europarecht,
  • der mehrbändige Kommentar zum EUV/AEUV, der zwar bis heute den Namen des Gründungsherausgebers Hans von der Groeben trägt, über mehrere Auflagen aber maßgeblich durch Jürgen Schwarze als federführendem Herausgeber verantwortet wurde,
  • die Schriftenreihe „Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft“, in der über Jahrzehnte viele wichtige wissenschaftliche Arbeiten vor allem zum primären Unionsrecht erschienen sind, und nicht zuletzt
  • die Zeitschrift „Europarecht“, der führenden deutschsprachigen Zeitschrift zu diesem Rechtsgebiet, der Jürgen Schwarze als Mitherausgeber eng verbunden war.

Viele der zahlreichen Projekte Jürgen Schwarzes sind mittlerweile von seinen Schülern übernommen worden, die die von ihm maßgeblich geprägte Schule des Europarechts fortführen und weiterentwickeln. So werden seine Ideen auch in Zukunft weiter wirken.

In der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 2024 ist Jürgen Schwarze nach langer Krankheit verstorben. Der Nomos Verlag wird diesem Meister des Europarechts ein ehrendes Andenken bewahren. Wir sind ihm für lange Jahre intensiver, vertrauensvoller und produktiver Zusammenarbeit unendlich dankbar. Wer mit ihm im Verlag bei der Konzeption und Durchführung der Vielzahl von Publikationsprojekten zu tun hatte, wusste seine fachliche Kompetenz, sein Engagement und seine Loyalität zu schätzen. Unsere Gedanken sind im Moment aber vor allem bei den Hinterbliebenen.